08. November 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das Jahr geht zu Ende und für David Behre eine Etappe, die mancher andere wohl am liebsten vergessen möchte. Anfang 2017 gab es schließlich viele Hoffnungen – alle ausgerichtet auf die Weltmeisterschaften in London, bei denen er seinen Titel über 400 Meter verteidigen wollte. Und was kam dann? Es gab Monate der Enttäuschungen, immer wieder Rückschläge, immer wieder neue Versuche und am Ende doch den verlorenen Kampf gegen die angeschlagene Gesundheit. David war Mitte Juli schon mit der deutschen Mannschaft in London, als ihn erneut muskuläre Probleme einholten. Nach Rücksprache mit den Ärzten entschloss er sich sehr schweren Herzens dazu, die WM-Teilnahme abzusagen und anschließend für einen unbestimmten Zeitraum auszusteigen. Natürlich blieb er in der britischen Metropole und fieberte mit den Teamkollegen, die dann ja auch die eine oder andere Medaille holten. Obwohl David am liebsten unten auf der Bahn dabei gewesen wäre, begann er oben auf der Tribüne bereits Ideen zu entwerfen. Die gute Nachricht: Die Pause ist erstens vorbei und sie hat sich zweitens gelohnt. Seit ein paar Tagen ist David zurück im Training.
Aufgeben kam ja für David ja sowieso nicht in Frage – sonst hätte er nach seinem Unfall von 2007 keine derart glänzende Karriere beginnen können. Aufgeben ist bei ihm kein Thema und diese Verzweiflung nach einem Rückschlag kennt er nicht: „Warum ich?“ David Behre hat die vergangenen Wochen und Monate genutzt, um sich richtig zu erholen. Anders ausgedrückt: Kopf und Körper bekamen mit etwas Verspätung die Sport-Auszeit, die sie nach den Paralympics 2016 dringend brauchten. „Nach Rio war ich total leer“, sagt David, „die Pause hat mir mental und körperlich unheimlich gutgetan.“ Erfreuliche Folge: Alle Akkus sind aufgeladen. David Behre wirkt im Herbst 2017 sehr entschlossen und er will sich zurückkämpfen auf sein gewohntes Niveau. Dafür ist er bereit zu arbeiten – hart zu arbeiten, an die Grenzen zu gehen, alles zu geben.
Der vergangene Montag war ein Wendepunkt und David im Anschluss ans erste Training nach seiner langen Pause völlig fertig. Genau das gab ihm allerdings ein besonders gutes Gefühl, zumal die alten Muskel-Probleme überwunden sind: „Es ist großartig, sich wieder völlig verausgaben zu können.“ Was jetzt folgt, ist eine Politik der kleinen Schritte, die hier und da anders aussehen als bisher. „Wir werden ein paar neue Reize setzen und uns dabei zunächst mehr auf die Unterstrecken konzentrieren.“ Das heißt, dass David häufiger über die 100 Meter und 200 Meter zu sehen sein wird – was am Ende auch für „seine“ 400 Meter hilfreich sein dürfte. Im Gesamtpaket will David Behre in alter Stärke auf die Bahn zurückkehren und dann wieder voll bei der Vergabe von Medaillen mitmischen.
Nach den Europameisterschaften vom 20. bis 26. August 2018 in Berlin geht Davids Blick bereits auf 2019 zu den nächsten Weltmeisterschaften. Deren Austragungsort ist offiziell bisher nicht festgelegt, aber es könnte durchaus noch einmal auf London hinauslaufen. „Das wäre natürlich großartig für uns“, findet David, der sich als Abschluss seiner internationalen Sportler-Karriere eine Station in Asien ausgesucht hat. Weitermachen will er bis zu den nächsten Paralympics vom 25. August bis 6. September 2020 im japanischen Tokio. Das sind dann die dritten Paralympics nach 2012 in London und 2016 in Rio. „Ich bin heiß darauf“, betont David. Deshalb ist eins ganz klar: Im Moment geht nur das Jahr 2017 zu Ende, aber bei David Behre gerade alles von vorne los.